Nimrod: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Nimrod''' (oder '''NIMROD''') ist eine Entwicklung der britischen Firma Ferranti. Er ist der erste reine [[Spielcomputer]], da er einzig und allein [[Nim]]-Partien [[simulieren]] konnte. Eigentlicher Sinn und Zweck seiner Entwicklung war aber, der Öffentlichkeit nahezubringen, welch komplexe mathematische Entscheidungen [[Computer]] treffen konnten.  
Der '''Nimrod''' (oder '''NIMROD''') ist eine Entwicklung der britischen Firma Ferranti. Er ist der erste reine [[Spielcomputer]], da er einzig und allein [[Nim]]-Partien [[simulieren]] konnte. Eigentlicher Sinn und Zweck seiner Entwicklung war aber, der Öffentlichkeit nahezubringen, welch komplexe mathematische Entscheidungen [[Computer]] treffen konnten.  

Version vom 21. August 2023, 05:11 Uhr

Nimrod
Video Game Museum in Berlin (45896661952).jpg
Hersteller: Ferranti
Typ: Computer
Abmessungen (H × B × T): 1,5 m × 3,7 m × 2,7 m
Publikation: 1951

Der Nimrod (oder NIMROD) ist eine Entwicklung der britischen Firma Ferranti. Er ist der erste reine Spielcomputer, da er einzig und allein Nim-Partien simulieren konnte. Eigentlicher Sinn und Zweck seiner Entwicklung war aber, der Öffentlichkeit nahezubringen, welch komplexe mathematische Entscheidungen Computer treffen konnten.

Geschichte

Geistiger Vater des Nimrod ist der Australier John Makepeace Bennett (en). Als sein Arbeitgeber Ferranti 1950 verzweifelt nach einem geeigneten Exponat für das im folgenden Jahr geplante Festival of Britain (en) suchte, schlug er vor, einen Rechner zu konstruieren, gegen den die Besucher der Messe eine Partie Nim spielen konnten. Schon 1940 hatte ein entsprechendes elektromechanisches Gerät namens Nimatron (en) die New Yorker Öffentlichkeit begeistert, 10 Jahre später sollte nun der Nimrod in London für Furore sorgen.

Am 1. Dezember 1950, mit nicht einmal mehr einem halben Jahr Vorlaufzeit, begann Ingenieur Raymond Stuart-Williams mit der Konstruktion des Computers nach Bennetts Entwürfen. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, den Nimrod fertigzustellen, sodass der riesige Rechner zur Festivaleröffnung am 5. Mai 1951 der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Der Nimrod mutierte schnell zum heimlichen Star des Festivals. Allerdings interessierten sich die Schlangen an Besuchern weniger für die Mathematik hinter dem System – wie es im Sinne von Erfinder Bennett gewesen wäre – sie kamen eher, um sich mit dem Computer in einer Partie Nim zu messen. Da man ihn aber nur schlagen konnte, wenn man mit der richtigen Strategie arbeitete, verlor er äußerst selten gegen seine menschlichen Kontrahenten.

Nach dem Ende des Festivals stand der Nimrod ab dem 6. Oktober 1951 für 3 Wochen im Britischen Pavillon auf der Industriemesse in Berlin-Charlottenburg. Der erste elektronische Computer auf deutschem Boden erregte viel Aufsehen und musste sogar von einer Truppe der Schutzpolizei bewacht werden. Neben vielen anderen Besuchern wagte auch der damalige Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard ein paar Spielchen, verlor aber jedes Mal. Auch Bundeskanzler Konrad Adenauer war bei der Veranstaltung zugegen. Er spielte aber nicht, da zur damaligen Zeit ein direkter Vergleich zwischen Staatschef und Computer unmöglich gewesen wäre.

Ferranti demontierte den Nimrod im Anschluss, um sich wieder ernsthafteren Projekten zuwenden zu können. Heute steht ein kleinerer Nachbau des Originalcomputers im Computerspielemuseum Berlin.[1][2]

Aufbau und Funktionsweise

Vom Streichholz- zum Computerspiel

Im Großen und Ganzen bestand der Nimrod aus zwei getrennten Hauptkomponenten. Während die Ausgabe über diverse Anzeigen im oberen Teil des Rechners erfolgte, war für die Eingabe ein spezieller Kontrolltisch vorgesehen, an dem der Spieler neben dem Vorführer Platz nehmen konnte. Dieser erklärte die Grundregeln von Nim, die Arbeitsweise des Computers und nahm vor dem eigentlichen Spiel die Einstellungen vor.
Neben der Geschwindigkeit der einzelnen Berechnungen und der entsprechenden Anzeigen konnte zum Beispiel auch gewählt werden, ob Rechner oder Spieler anfangen und ob die Partie nach normalen (es gewinnt, wer das letzte Streichholz nimmt) oder umgekehrten Nim-Regeln (es verliert, wer das letzte Streichholz nimmt) ablaufen sollte. Außerdem konnte der Nimrod gegen sich selbst spielen, wenn gerade kein menschlicher Gegner verfügbar war. Neben Einstellungsknöpfen für jede der genannten Optionen gab es auf dem Kontrollpult einen Knopf „Comp. Move“, mit dem der Rechner angewiesen wurde, seinen Zug auszuführen. Zur Verdeutlichung der einzelnen Berechnungsschritte konnte die Bearbeitung auch schrittweise über die Taste „Step“ erfolgen. Hauptsächlich diente das Pult aber natürlich der Auswahl der Streichhölzer, die der Spieler im Rahmen seines eigenen Zuges vom Stapel nehmen wollte.
Von den Anzeigen am Gerät war für viele Spieler sicher nur die mittlere interessant, die alle für das aktuelle Spiel wichtigen Informationen darstellte. Neben Leuchten für die verbleibenden Streichhölzer waren hier allerdings nur einfache Textausgaben wie „Opponent's Move“ oder „Computer Wins“ vorgesehen. Technisch interessierte Anwender konnten im linken Bereich die einzelnen Schritte verfolgen, die das Programm durchlief, und rechts sogar den Status der relevanten Speicherregister ablesen.[3]

Eine Möglichkeit, die Funktionsweise von Nimrod zu verstehen und eine Partie gegen einen entsprechenden Algorithmus zu spielen, findet sich auf www.goodeveca.net (en).

Videos

Videodemonstration der Arbeitsweise von Nimrod:

Demonstration

Quellenangabe

  1. Replay: The History of Video Games von Tristan Donovan (Auszug auf Wired.com) (en)
  2. Heise Online – Artikel zum Nimrod in Deutschland
  3. goodeveca.net (en) – Handbuch und Informationen zum Aufbau des Nimrods